
Der Riese Marx in Trier
Karl Marx-Gedenkjahr. Trier überbietet sich mit Veranstaltungen. Eine Führung durch die Ausstellung im Landesmuseum. Dann eine Führung durch die Sonderausstellung im Museum am Dom. Dann eine Führung durch das Stadtmuseum. Sogar in Gebärdensprache. Hinzu kommen Vorträge über Marx als “genialen Ökonom” oder Filmvorführungen über “Profit nichts als Profit” sowie zahlreiche Liederabende. Und zu allem Überfluss wurde auch noch eine 0-Euro-Banknote mit dem Marx-Konterfei in Umlauf gebracht, die über die Trier Tourismus und Marketing GmbH für 3 Euro erworben werden kann. Allerdings nur, wenn man gleich 5 Stück abnimmt.
Und damit es im nächsten Jahr nicht vorbei ist, steht er nun noch da. In seiner Geburtsstadt Trier. Mit seinem Rauschebart. Und groß ist er geworden. Wenn man den Sockel, auf dem ersteht, mitrechnet sind es 5,50 Meter. Karl Marx als Denkmal. Zwar gibt es in Trier schon ein Marx-Relief an seinem Geburtshaus und eine Büste im dortigen Garten. Jetzt aber haben die Chinesen der Stadt Trier zum 200. Geburtstag des Philosophen eine bronzene Monumentalstatue geschenkt.
Während die linke Tageszeitung “Neues Deutschland” jubilierte, ließen es sich Ministerpräsidenten Malu Dreyer (SPD) und SPD-Chefin Andrea Nahles nicht nehmen, zur Enthüllung des Denkmals persönlich anzureisen.
Die AfD-Fraktion übte daran deutliche Kritik. Michael Frisch, Abgeordneter der AfD-Fraktion im Landtag und Vorsitzender der AfD-Fraktion im Stadtrat Trier verlautbarte: “Ich bin sehr gespannt, wie sich Frau Klöckner positionieren wird, hat doch die CDU im Stadtrat für die Marx-Statue gestimmt. Sogar die von der AfD beantragte Gedenktafel an die Opfer marxistischer Ideologie wurde von der CDU mit der Begründung ‚zu einseitig und zu populistisch‘ abgelehnt. Auch im Landtag war von der CDU kein Wort über die Opfergruppen zu hören, als die AfD im Oktober 2016 die Ausklammerung der Wirkungsgeschichte der marxistischen Ideologie im 20. Jahrhundert kritisiert hatte.” Frisch erinnerte an die Notwendigkeit der Errichtung eines zentralen Mahnmals für die Opfer des Kommunismus in der Bundeshauptstadt. In ähnlicher Weise positionierte sich der AfD-Fraktionsvorsitzende Uwe Junge.
Die “Junge Alternative” brachte einen Aufkleber heraus, auf dem die Opfer des Kommunismus thematisiert werden. “Wir vergessen nicht!”, ist darauf zu lesen. Der AfD-Landtagsabgeordnete Martin Louis Schmidt hat nun zudem in einer Pressemitteilung mehr Sensibilität angemahnt. Gerade angesichts des “Prager Frühlings”, also dem Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei, der sich zum 50. Mal jährt: “Angesichts dieses tragischen Abschnitts der tschechischen Geschichte verwundert es nicht, wenn im Eingang des Prager Kommunismus-Museum neben einer Statue von Karl Marx der Zusatz `Nightmare´ (Alptraum) zu lesen ist. Wie ich im Rahmen der Reise des Ausschusses für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in mehreren Gesprächen feststellen konnte, herrscht in der rheinland-pfälzischen Partnerregion Mittelböhmen völliges Unverständnis über den Marx-Kult in Trier. Die geschichtspolitische Verharmlosung des Marxismus stellt eine Belastung für die Verständigung mit unseren Partnerregionen in Mittelböhmen und Oppeln dar.”
Kritik an der Aufstellung der Marx-Statue kam aber auch von anderen Persönlichkeiten und Institutionen. Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, äußerte: “Für viele Opfer des Kommunismus ist es schwer erträglich, dass nun in einer westdeutschen Stadt wieder ein solches Denkmal errichtet wird.” Die “Internationale Gesellschaft für Menschenrechte” (IGFM) protestierte gegen den “Marx-Götzen”. Auch der Bundesvorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft, Dieter Dombrowski, verlautbarte: “Es verwundert, dass Marx in ehemaligen sozialistischen Ländern überwunden wurde und hier im Westen wieder aufersteht”.
Nun müssen sich Geisteswissenschaftler darüber streiten, ob der Urheber einer Idee auch für die Toten, die dann später in seinem Namen umgebracht wurden, Mitverantwortung trägt. Oder ob es sich nur um Missbrauch seines Gedankens handelt.
Zumindest muss aber deutlich angemerkt werden, dass Marx´ Konzept einer “Diktatur des Proletariats” und des “Klassenkampfes” mitnichten ein pazifistisches war. Gewalt war von Anfang an ein fester Bestandteil der kommunistischen Grundidee.
Der ehemalige Chefredakteur der “Welt” und Gründungsherausgeber von “Cicero”, Wolfram Weimer, richtete in einem bei achgut.com erschienenen Artikel den Blick auf die privaten Schattenseiten der Marxschen Persönlichkeit.
Er bezeichnet Marx als “aggressiven Schmarotzer auf Kosten von Familie und Freunden”, der “selbst seiner armen Mutter rücksichtslos das letzte Witwengeld entriss”. Alte Verwandte beschimpfte er demnach als “Erbschaftsverhinderer”. Als der Onkel schwer erkrankte, schrieb er an Friedrich Engels, dass der Tod des “Hundes” ihn “aus der Patsche” bringen würde. Als der Tod drei Jahre danach eintrat, feierte dies Marx als “a very happy event”. Durch seinen Ehebruch mit dem Dienstmädchen Helena Demuth zeugte Marx seinen Sohn Henry Frederick. Marx zwang die Mutter nach der Geburt, das Kind Pflegeeltern zu überlassen und kümmerte sich danach nicht weiter um seinen Sproß.
Wolfram Weimer legt auch dar, dass Marx rassistische und antisemitische Grundhaltungen vertrat. In seinem Text “Zur Judenfrage” von 1843 schrieb er: “Welches ist der weltliche Grund des Judenthums? Das praktische Bedürfnis, der Eigennutz. Welches ist der weltliche Kultus der Juden? Der Schacher. Welches ist sein weltlicher Gott? Das Geld.” Er bezeichnete das Judentum als “ein allgemeines gegenwärtiges antisociales Element”. Wolfram Weimer urteilt dazu: “Die Passagen von Marx über Juden lesen sich zuweilen wie Originaltexte von Nazis.”
Hinzu kommen nach heutigen Maßstäben rassistische Äußerungen. Marx´ Konkurrent Ferdinand Lassalle, Gründer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, wurde von Marx als “jüdischer Nigger” bezeichnet: “Es ist mir jetzt völlig klar, dass er, wie auch seiner Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen. Nun, diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen. Die Zudringlichkeit des Burschen ist auch niggerhaft.” Seinen Schwiegersohn Paul Lafarge, der mütterlicherseits von einer kreolischen Kubanerin abstammte, bezeichnete Marx zu dem als “Negrillo” und “Abkömmling eines Gorillas”.
Bezeichnend für die deutsche Linke ist, dass sie bei Marx so gänzlich andere Bewertungsmaßstäbe anlegt, als bei anderen historischen Personen, denen sie mit umbarmherziger Strenge entgegentritt. Genannt seien beispielsweise die Attacken gegen den ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Hindenburg spielte im hohen Alter sicherlich eine unglückliche Rolle, als er 1933 die Kanzlerschaft Hitlers in einer Koalitionsregierung bewilligte. Hindenburg konnte aber damals sicherlich noch nicht die Folgen dieser Handlung abschätzen, wie übrigens viele damalige Zeitgenossen. Die eigentliche Schuld an Hitlers Alleinherrschaft trug aber nicht Hindenburg, sondern jene bürgerlichen Parteien, die bald darauf ohne Not für das so genannte “Ermächtigungsgesetz” stimmten. Unterschlagen wird zudem bei einer solchen Reduzierung der historischen Persönlichkeit auf einen Moment, dass Hindenburg noch 1932 von zahlreichen demokratischen Parteien, darunter der SPD, als Präsidentschaftskandidat gegen Hitler unterstützt wurde. Die Nationalsozialisten attackierten Hindenburg scharf als ihren Gegner und verunglimpften dessen Anhänger antisemitisch. Heute wird Hindenburg nach Jahrzehnten von der anderen Seite attackiert. Unter anderem wurde 2009 das Hindenburg-Gymnasium in Trier auch deswegen umbenannt. Während die Linke Hindenburg also für den erwähnten Akt im Rahmen seiner verfassungsrechtlichen Aufgaben die Mitschuld an den NS-Verbrechen mit ihren Millionen von Toten gibt, wird Marx von der Verantwortung für die in seinem Namen begangenen Toten offenbar ausgenommen. Anders kann man sich das Jubilieren in Blättern wie dem “Neuen Deutschland” und die offizielle Salbung der neuen Marx-Statue durch Malu Dreyer nicht erklären. Ähnliches bei Luther. “Luther du mieses Stück Scheiße”, unterschrieb im Luther-Jahr 2017 das “Offene Antifa Plenum Halle” ein Flugblatt. Luther wurde darin vorgeworfen, “Antisemit, Sexist und Despoten-Freund” gewesen zu sein. Zum Antisemitismus von Marx hingegen schweigt die heutige Linke. Und nicht nur sie. Auch für Malu Dreyer scheint dies kein vorrangiges Thema zu sein.