© Iris Nieland

Lieber Möbel statt Totholz. Zu den Baumfällungen am Drachenfels

Am Drachenfels im Limburg-Dürkheimer Wald werden Bäume gefällt. Ich habe bei einem Experten zur ökologischen Verträglichkeit nachgefragt.

Zu einer Informationsveranstaltung zu den Fällungen hatte Frank Stipp, der Leiter des Dürkheimer Forstamts, eingeladen, um Transparenz zu diesem Vorhaben herzustellen. Die “Rheinpfalz” berichtete.

Der Limburg-Dürkheimer Wald gehört, nach Stipps Aussage, zu gleichen Hälften dem Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Bad Dürkheim. Das etwa 13 Hektar großes Naturschutzgebiet liegt im “Biosphärenreservat Pfälzerwald”.

Viele der dort stehenden alten Buchen und Eichen seien, so Stipp, in der “beginnenden Zerfallphase”. Das heißt, dass viele Bäume im Absterben sind, eventuell bereits abgestorben sind. Da sich in dem Bereich aber viele Spaziergänger aufhalten, sei deshalb Gefahr im Verzug.

Das Forstamt begutachtete die Bäume mit der Unteren Naturschutzbehörde und einem ehrenamtlichen Naturschützer auf ihre Verkehrssicherheit. 70 Bäume müssen demnach gefällt werden. Sie sollen, so Stipp, als liegendes Totholz vor Ort verbleiben.

Heinz Schlapkohl vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigte sich enttäuscht, dass so viele Bäume gefällt werden. Es hätten weit weniger sein müssen, doch die Revierleiterin sei “zu ängstlich”. Auch er plädierte indes dafür, das Totholz einfach liegen zu lassen, wenn man es nicht einfach stehen lassen könnte.

Ich habe bei einem Waldexperten nachgefragt, warum man das geschlagene Holz einfach verrotten lässt, statt es zu nutzen, beispielsweise Möbel daraus zu machen.

Er antwortete mir: “Liebe Iris Nieland, ich freue mich dass Sie mir davon berichten. Wenn solche Bäume gefällt werden, entsteht auch Rohstoff. Holz, das verarbeitet wird und CO2 auf Jahrhunderte als schönes Möbel binden wird. Wenn es als Totholz verrottet, setzt es das gebundene CO2 sofort frei. Die schönen Möbel kommen stattdessen per mit Schweröl betriebenem Tanker aus Fernost zu uns um die halbe Erde gefahren. Oder die benötigten Sitzmöbel werden energieaufwendig aus Aluminium gefertigt. Der frei werdende Platz im Wald lässt nicht nur dem ländlichen Raum neue Arbeitsmöglichkeit, sondern die Nachpflanzung speichert ab der ersten Minute neues CO2. ”

Das bedeutet, das Forstamt lässt wertvolles Holz einfach im Wald verrotten, statt es zu verkaufen und zu hochwertigen Möbeln verarbeiten zu lassen. Diese Möbel könnten das als “Klimakiller” gebrandmarkte CO2 noch auf Jahrhunderte binden.

Das Totholz im Wald hingegen setzt das gebundene CO2 im Verrottungsprozess rasch frei. Unser Möbel-Holz wird stattdessen in hohem Maß aus dem Ausland importiert. Der Transport ist dabei ökologisch problematisch. Er erfolgt durch Transportschiffe, die viel Schweröl verbrauchen.

Totholz ist für Insekten sicherlich eine wertvolle Behausung. Für sie kann und soll Totholz im Wald verbleiben, aber in einem weit geringeren Prozentsatz als zum Beispiel am Drachenfels vorgesehen.

Aus diesem Grund plädiere ich dafür, geschlagenes Holz, sofern verwertbar, für unsere heimische Möbelindustrie zur Verfügung zu stellen. Frei gewordene Flächen sollten umgehend wieder mit jungen Bäumen aufgeforstet werden.

Das könnte Sie auch interessieren