
Schülergespräche mit unterschiedlichen Eindrücken
Regelmäßig bin ich als Landtagsabgeordnete zu Schülergesprächen eingeladen. Für mich sind die dort erlebten Erfahrungen hilfreich. Ich erhalte Einblick in das Denken vieler heutiger junger Menschen, in das Verständnis von Demokratie und die gesellschaftlichen Probleme.
Da ich nicht immer weiß, mit welchen Schülern ich an jenem Tag zu tun bekomme, bin ich manchmal ein bisschen aufgeregt. Es ist dann wie das Öffnen einer Wundertüte.
Zum Beispiel im Februar war ich bei Schülern einer berufsbildenden Schule. Danach bei Gymnasiasten aus dem Kreis Dürkheim. Dort wurde ich unter anderem zum Frauenbild der AfD gefragt. Ebenso interessant war für die Schüler, wie ich in die Politik und zur AfD geraten bin? Diese Frage interessiert bei den Schülergesprächen übrigens immer wieder.
Ich erkläre dann ausführlich, dass dieses politische Engagement nicht an einem Tag entstanden ist. Schließlich war immer gesellschaftlich engagiert, so dass sich daraus die Anteilnahme am Politischen entwickelte.
Die Schülergespräche entstehen dadurch, dass sich Schulklassen melden und einen Tag im Landtag verbringen. In der Regel werden alle Fraktionen angesprochen, von denen dann einzelne Politiker zum Gespräch gehen.
Die Schulklassen sind sehr unterschiedlich. Ich hatte schon kleine Kinder, die sehr offen sind. Aber auch junge Erwachsene, die eher meinen, zu wissen, wie die Welt funktioniert. In einem bestimmten Alter ist das Denken nun einmal stark schwarz-weiß orientiert. In dieser Altersstufe um die 9. Klasse herrscht oft der Anspruch, die absolute Weltgerechtigkeit zu vertreten, was ein Gespräch manchmal anstrengend machen kann. Bisweilen sind in dieser Altersklasse die Fragen auch stark vom Lehrer gesteuert. Es gibt aber auch Ausnahmen. Ich bin zum Beispiel einem interessanten 11-Jährigen begegnet, der schon gut diskutieren konnte. Er hatte auch einen sehr vielfältigen politischen Anschauungsunterricht in der eigenen Familie vorzuweisen. Die Mutter ist in der CDU, der Vater in der SPD und der Großvater in der AfD. Schließlich kommt es bei den Schülergesprächen auch zu Besuchen Erwachsener, zum Beispiel aus berufsbildenden Schulen, die teils bereits sehr differenziert argumentieren können.
Unterschiede existieren natürlich auch bei den Schularten. Als ich zwei Leistungskursen in Sozialkunde gegenüber saß, erlebte ich einige sehr aktive Fragesteller unter den Schülern. Viele waren vorbereitet, schrieben mit, haben sich eigene Gedanken gemacht. Berufsschüler wiederum sehen schon durch ihren Alltag, was im Leben passiert. Dementsprechend stellen sie sehr lebensnahe Fragen.
Mädchen präsentieren sich nicht selten geistig fitter als ihre männlichen Mitschüler. Oft sitze ich sympathischen jungen Frauen mit gutem Auftreten gegenüber.
In der Regel sitze ich mit Landtagsabgeordneten anderer Parteien bei den Schülergesprächen. Viele „Kollegen“ sind mir gegenüber im Laufe der Zeit freundlicher geworden. Das betrifft allerdings weniger einige SPD-Abgeordnete, die eben keine gute Erziehung genossen haben. Da wird dann schon mal der Gruß verweigert oder vor mir kehrt gemacht und umgedreht.