©

Fleischherstellung reformieren – Tiere und Arbeiter besser stellen

Regelmäßig wird die Massentierhaltung in der öffentlichen Diskussion bemängelt. Auch die schlechten Arbeitsbedingungen der Arbeiter in den Schlachthöfen.sind ein großes Thema. Oft müssen die Arbeiter aus Südosteuropa zu niedrigen Löhnen noch überteuerte Unterkünfte mieten, müssen oft zu lang am Tag arbeiten und eventuell sogar noch für ihre Arbeitsgeräte bezahlen. Auch in rheinland-pfälzischen Betrieben wurden in der Vergangenheit schon die Lohn- und Arbeitsbedingungen der nicht fest angestellten Arbeiter kritisiert.

Der Gedanke, dass der Verbraucher etwas mehr Geld für den Kauf von Fleisch in die Hand nehmen sollte, ist somit im Ansatz nicht ganz falsch. Immer niedrigere Discount-Preise werden mit der Ausbeutung von Tieren und Arbeitern bezahlt. Der Fleischkäufer, der bereit ist, einen Euro mehr zu zahlen, hilft damit nicht nur, den Arbeitern bei ihrer schweren Tätigkeit etwas bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen und den Tieren ein artgemäßes Leben zu ermöglichen. Er erhält auch eine bessere Qualität des Fleisches durch weniger gestresste und körperlich ausgepresste Tiere zurück.

So bleibt die Frage nach dem richtigen Weg. Was bisweilen “Grüne” zur Reform vorschlagen, ist allerdings der falsche Weg. Man sieht daran, wie stark sozialistisches Denken, dass wirtschaftliche Vorgänge durch den Staat reguliert sehen möchte, auch bei den “Grünen” Einzug gehalten hat.

Sie möchten die Preise regulieren, indem sie den Unternehmen (und damit dem Verbraucher) einen Mindestpreis für tierische Produkte vorschreiben wollen. Darunter dürfte nicht nur Fleisch, sondern zum Beispiel auch Milch, Eier oder Käse fallen. Den “Grünen” zur Seite sprang auch gleich CSU-Fraktionsvize Georg Nüßlein, der ebenfalls für höhere Fleischpreise und sogar für ein Verbot, mit dem Preis für Fleisch zu werben, plädierte.

Solche Maßnahmen stellen aber weitgehende Eingriffe in das freie Wirtschaftsleben dar. Schließlich gehört es zur Geschäftsfreiheit eines Unternehmens, seine Produkte zu selbst bestimmten Preisen verkaufen zu dürfen. Wenn ein Fleisch verarbeitender Betrieb also seine Produkte günstig an den Verbraucher abgeben möchte, ist das sein gutes Recht.

Staatlich festgelegte Mindestpreise würden jedoch nicht automatisch dazu führen, dass diese Mehreinnahmen nun den Tieren oder den Werksarbeitern in vollem Umfang zugute kommen. Der Unternehmer könnte die Erlöse aus höheren Preisen auch für andere Dinge verwenden.

Richtig ist es, den Fleisch verarbeitenden Unternehmen auf die Finger zu schauen. Zum Einen gilt es, deutlichere Tierschutzgesetze zu erlassen und zu kontrollieren. In der Vergangenheit habe ich mich zum Beispiel für eine deutliche Reduzierung und Verbesserung der teils quälerischen Tiertransporte ins Ausland eingesetzt. Zum Anderen gilt es, die arbeitsrechtliche Stellung von Saison- und Werksarbeitern zu verbessern. Das betrifft allerdings nicht das Fleisch verarbeitende Gewerbe, sondern ebenso Betriebe, in denen Gemüse und Obst geerntet und verarbeitet wird.

Höhere Standards für Tierschutz und Personal bedeuten höhere Kosten für die Betriebe. Erhöht der Staat also die Kosten die Betriebe, sollten diese aber selbst entscheiden können, ob sie diese über höhere Preise ihrer Produkte oder über andere Einsparpotenziale wieder hereinholen möchten. Alles andere wäre ein negativer Eingriff in die marktwirtschaftliche Preisfindung.

Eine gute Möglichkeit, diese Kosten für die Fleisch verarbeitenden Betriebe von staatlicher Seite abzufedern, wäre eine kleine staatliche Abgabe, die auf tierische Produkte erhoben wird. Eine solche Abgabe wäre zweckgebunden, das heißt, ihre Einnahmen werden z.B. direkt für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Nutztieren eingesetzt. Sie sind hingegen keine Steuer, die zwar einen schönen Namen hat, deren Einnahmen aber nur in den großen staatlichen Topf geworfen werden, also ohne dem angegebenen Zweck wirklich direkt zugute zu kommen.

Außerdem schützt man am besten vor den Auswüchsen von Massentierhaltung und Fleischverarbeitung in Großbetrieben, wenn man den regionalen Mittelstand fördert. Kleine bäuerliche Betriebe, die am besten ökologisch wirtschaften, und mittelständische Fleischer, die Schlachtungen in überschaubaren Ausmaßen durchführen, sind weit bessere Garanten für das Tierwohl, den Umweltschutz und die Qualität der Erzeugnisse als am Fließband funktionierende Massenbetriebe.

So würde es den regionalen Landwirten und Metzgern entgegen kommen, wenn mobile Schlachter ohne eigenen Schlachtraum gefördert würden. Schlachtungen würden im kleinen Umfang und regional als Hausschlachtung stattfinden können, was auch den Tieren qualvolle Transporte ersparen würde.

Um es auf den Punkt zu bringen: Ein besseres Leben für Nutztiere – ja. Bessere Arbeitbedingungen für Kräfte in der Landwirtschaft und deren Verarbeitungsbetrieben – ja. Tiefe Eingriffe in die marktwirtschaftliche Preisgestaltung – nein.

Das könnte Sie auch interessieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert